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Austriazismen und Helvetismen: Wie sagen es unsere Nachbarn?
Für Marketing-Verantwortliche aus der DACH-Region, Unternehmen mit Kunden in Österreich und der Schweiz und alle, die sich für Feinheiten der deutschen Sprache interessieren: Ihr Textertipp handelt von Austriazismen und Helvetismen.
Ihr Inhalt des Textertipps: Austriazismen und Helvetismen
Definition Austriazismen und Helvetismen
Abwandlungen, Besonderheiten bzw. Varianten zum Schriftdeutsch, die nur innerhalb der Landesgrenzen (Österreich = Austriazismen, Schweiz = Helvetismen) angewendet werden. Ausdrücklich ausgenommen davon sind dialektale Ausdrücke. Denn Austriazismen und Helvetismen gelten innerhalb des Verbreitungsgebietes als korrekter, sprachlicher Ausdruck.
Vokabular zeigt einen anderen Sprachraum an
Corner für Eckball, Stange für Pfosten, Penalty für Strafstoß: Für ein und dieselben Ereignisse während eines Fußballspiels verwendet die deutsche Sprache über die Landesgrenzen hinweg unterschiedliche Begriffe. Aber nicht nur die Fußballsprache zeigt Unterschiede, sondern auch andere Bereiche. Das mag zum Schmunzeln einladen, erhält aber dann Bedeutung, wenn sich auswärtige Unternehmen im jeweiligen Sprachraum bewegen. Denn dann muss die Sprache der Zielgruppe gewählt werden, um verstanden zu werden.
Es geht hier nicht darum, vielfältige Dialekte aufzunehmen, sondern sprachliche Besonderheiten und kulturelle Eigenheiten zu kennen und sie zu beachten: Es geht darum, Missverständnisse zu vermeiden und Wertschätzung für die Zielgruppe aufzubringen. Und letztlich darum, Leserinnen und Leser dort abzuholen, wo sie in ihrer Sprache stehen.
Es geht darum, den jeweiligen Sprachraum zu respektieren und die Wörter und Formulierungen zu verwenden, die dort angewendet werden. Wer sich also in fremden Sprachräumen bewegt, sollte die Besonderheiten beachten.
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Nicht nur Sprache trennt, sondern auch Schreibweise und Grammatik
Überwiegend unterscheiden sich die Länder durch das Vokabular. Doch auch Schreibweise und Grammatik lassen auf die Herkunft von Text bzw. Verfassendem schließen. Hierzulande ist das "ß" vom Aussterben bedroht und wird der Einfachheit wegen immer häufiger durch das Doppel-S ersetzt.
Die Schweiz ist hier weiter. Hier fehlt das Scharf-ß gänzlich. Das Eszett ist schleichend, aber konsequent aus den Texten verschwunden. Mit einer Ausnahme: Eigennamen werden so geschrieben wie vom Original bekannt.
Präpositionen
Besonderheiten und sprachliche Finessen gibt es zum Beispiel bei den Präpositionen:
- Schweizerinnen und Schweizer sehen zu ihrem Kind, deutsche Eltern nach ihrem Kind.
- Das Perfekt, das eine abgeschlossene Handlung anzeigt, wird in der Schweiz bei einigen Verben mit sein gebildet: „Ich habe auf der Bank gesessen“ statt „Ich bin auf der Bank gesessen“.
- In Österreich wird der Urlaub am Bauernhof angeboten, in Deutschland Urlaub auf dem Bauernhof.
- Jedes Jahr auf den Geburtstag vergessen meint in Österreich, die Glückwünsche nicht übermittelt zu haben.
Artikel und Plural
Einige Substantive bedienen sich zwischen den Ländern anderer Artikel. Ist der elektronische Nachrichtenverkehr in Deutschland femininen Geschlechts (die E-Mail), ist er in Österreich und der Schweiz ein Neutrum (das E-Mail). Ob die, der oder das: verstanden wird die Botschaft ohnehin, wenn das Vokabular bekannt ist.
Auch der Plural wird bei einigen Nomen über die Landesgrenzen hinweg anders gebildet: Wenn hierzulande nicht nur von einem Park, sondern von mehreren gesprochen wird, lautet der Plural dazu Parks; im Schweizerischen meist Pärke.
Da eine Auflistung der Besonderheiten bei Artikel und Plural selten vollständig sein würde, hilft ein Blick in den Duden. Dort sind auch die sprachlichen Besonderheiten unserer deutschsprachigen Nachbarländer hinterlegt.
Verben
Dieselbe Schreibweise, aber eine andere Bedeutung:
- Angreifen. In Deutschland wird darunter eine Attacke verstanden (verbal oder physisch), in Österreich eine Berührung.
- Ausmalen. Gemeint ist damit, sowohl in Deutschland wie Österreich, etwas mit Malstiften zu verzieren. Im Deutschen jedoch gibt es eine zusätzliche Bedeutung, nämlich die der Vorstellungskraft.
- (Sich) ausrasten bedeutet in Österreich nicht, die Beherrschung zu verlieren, sondern (sich) ausruhen.
- Jemanden gut oder schlecht aussteigen lassen hat in Österreich nichts damit zu tun, Platz zu machen oder ihn zu versperren, sondern: Jemanden gut oder schlecht aussehen lassen.
- Beheben (Osterreich) nicht im Sinne von lösen, sondern von (Geld) abheben.
- Einladen (Schweiz) meint auch die Aufforderung, etwas zu tun.
Achtung bei Phrasen und Redewendungen
Sprachbilder nutzen bildhafte Übertragungen, um Sprache und Aussagen zu beschleunigen und bildhaft darzustellen. Sie machen Texte anschaulich, abwechslungsreich und oft auch verständlicher. Die bildhaften Vergleiche finden sich in Metaphern, Redensarten, Sprichwörter und geflügelten Worten. Jede Sprache kennt und nutzt Sprachbilder.
Meist sind die Unterschiede marginal, brandmarken aber schnell den Verfassenden:
- Wenn man nicht mehr weiter weiß und aufgeschmissen ist, heißt es hierzulande: Wie ein Ochs vorm Berg stehen. In der Schweiz wird das Tier getauscht, die Bedeutung bleibt dieselbe: Wie ein Esel vor dem Berg stehen.
- Die Ursache für wahnwitzige Handlungen schieben beide Länder dem Alkohol zu. In Deutschland dem Hochprozentigen (Schnapsidee), in der Schweiz ist der Alkoholgehalt deutlich geringer (Bieridee).
Tiefgreifende Einblicke in die Sprache bringen Sprichwörter mit sich. Sie verraten viel über Land, Leute und Kultur. Einheimischen wirken sie vertraut, Auswärtigen fremd. Wer mit der Sprache spielt, muss sich den besonderen Bedeutungen bewusst sein und hinterfragen, ob der gewählte Ausdruck der Zielgruppe bekannt ist:
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. |
Für die Katz‘. |
Der Teufel steckt im Detail. |
Die Weisheit mit dem Löffel gefressen haben. |
Der Schnellere ist der Geschwindere. |
Für die Füchse. |
Der Teufel steckt im Detail. |
|
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. |
Für die Katz‘. |
Die Technik ist ein Hund. |
Reifen bei der Eisenbahn flicken. |
Mehr zum Thema Sprachbilder und bildhaftes Schreiben
Noch mehr zu Sprachbildern, deren Einsatz und ihrer Wirkung lesen Sie in diesem Textertipp.
Unterschiede in der schriftlichen Kommunikation
Wesentliches Merkmal ist das, was hinter der Anrede steht. Hierzulande ein Komma, in der Schweiz keines. Ausnahme: Ein Ausrufzeichen ist möglich.
In der Schweiz:
- Nach der Anrede steht kein Komma, das Schreiben beginnt mit einem Großbuchstaben:
Sehr geehrter Herr Müller
Heute schreibe ich Ihnen aus der Schweiz.
Unterschiede in der Bedeutung
Missverständnisse inklusive: Wort und Aussagen klingen bekannt. Gemeint ist dabei aber etwas vollkommen anderes. Das mag hier zwar lustig zu lesen sein, in der Korrespondenz kommt es dann aber zu handfesten Missverständnissen. Und das ist dann gar nicht mehr so ulkig. Zum Beispiel:
- Wenn der Brief aus der Schweiz endet mit: "Geben Sie mir ein Telefon". Bleibt das Schreiben innerhalb der Landesgrenzen, verstehen es alle. Was aber, wenn der Brief in den Norden geschickt wird? Der Brief, der in Deutschland landet, wird dort nicht als Aufforderung verstanden. Wieso? Die Aufforderung aus der Schweiz "Geben Sie mir ein Telefon" wird als Wunschzettel verstanden, nicht aber so, wie sie gemeint ist. Dahinter steckt nämlich die Bedeutung: "Rufen Sie mich an".
- Enthält die postalische Korrespondenz mehrere Seiten, so wird in Deutschland mit dem Wort Anlagen darauf hingewiesen. In der Schweiz lautet dieser Verweis Beilagen.
- Ein tiefes Fettnäpfchen lauert in der Korrespondenz mit Österreicherinnen und Österreichern (egal, wo sie sich aufhalten) in den Titeln. Akademische Abschlüsse zählen dazu und werden folglich in der Anrede genannt. Also gehören nach Anredefloskel ein Ingenieur, Magister oder Diplom vor den Namen unbedingt hinein. Akademische Grade (Doktor, Professor) sowieso, wie das auch in Deutschland üblich ist.
- Ist in Deutschland oder der Schweiz von Pfusch die Rede, ist damit eine nachlässig ausgeführte Arbeit gemeint. Und in Österreich? Ein Synonym für Schwarzarbeit.
Für Geschäftsbriefe und Kunden-Korrespondenz: Sprachliche Eigenarten und oft verwendete Begriffe
Diese kleine Übersicht soll dafür sensibilisieren, dass sich in der Korrespondenz häufig verwendete Begriffe zum Teil unterscheiden. Hier sind einige davon:
Anfrage / Anliegen / Bitte |
Angebot |
Anlage |
Anrufbeantworter |
Beschreibung |
Bis jetzt |
Dossier |
Ganz hinten |
Ganz oben |
Handy |
jeweils |
Lebensjahr |
Oben genannt |
Versammlung |
Zur Hand gehen / zuliefern / zugehören |
Zwischendurch |
|
Anbot |
Beilage |
Telefonbeantworter Combox |
Beschrieb |
Bis anhin |
|
zuhinterst |
zuoberst |
Natel |
jeweilen |
Altersjahr |
obgenannt |
Besammlung |
zudienen |
zwischenhinein |
Ansuchen |
Offerte |
Beilage |
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Akt |
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Kurzum – auf den Punkt gebracht
Die Aufzählungen des Textertipps sind nicht vollständig. Das sollen und können sie auch nicht sein. Dieser Textertipp soll den Sinn nach sprachlichen Besonderheiten schärfen und den Fokus auf die Zielpersonen richten. Denn es gilt: Schreiben Sie so, dass die Adressaten verstehen.
Mehr zum Thema verständliches Texten gibt es im Texterseminar. Hier geht es zwar nicht um Austriazismen und Helvetismen, jedoch darum, wie präzise Texte für E-Mail, Verkaufstext und Co. gelingen. Natürlich sind diese Grundlagen auch dann übertragbar, wenn Kunden in Österreich oder der Schweiz sitzen. Dann jedoch lassen Sie diese Texte bei Vokabular, Ausdruck und Grammatik von einem "native speaker" prüfen.
Auf Wiedersehen. Uf Wiederluege. Baba.
Aus dem Seminar: 6 Methoden für Ihren Text
Texten ist kein Hexenwerk, sondern Handwerk. Und erlernbar. Jede(r) kann es. Auch wir haben uns gefragt: Wie ist Texter-Wissen vermittelbar? In 2 Tagen? Damit unabhängig der Vorkenntnis nach dem Texterseminar klare, präzise und verständliche Texte entstehen. Die Antwort: Eine Methodik, welche die typischen Anforderungen an Texter beachtet. In einem modularen Baukasten-System.
Hinweis in eigener Sache
Der Textertipp richtet sich an Texterinnen und Texter gleichermaßen. Und an solche, die es werden wollen. Keinesfalls möchten wir mit der Vereinfachung Personen ausschließen; schon gar nicht schreibbegeisterte Leserinnen. Deshalb unser Hinweis: Der Textertipp richtet sich an Personen jeden Geschlechts.
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