✓ Richtig gendern.
✓ Die Besonderheiten.
✓ Unsicherheiten umgehen.
✓ Grenzen gendergerechter Sprache.
Gendergerechte Sprache: Damit sich alle angesprochen fühlen
✓ Richtig gendern.
✓ Die Besonderheiten.
✓ Unsicherheiten umgehen.
✓ Grenzen gendergerechter Sprache.
- Zu den Themen: Texten, Kommunikation und Digitalisierung.
Wie Sie richtig gendern
Gendergerechte Sprache bedeutet, die feminine und maskuline Form gleichberechtigt zu benennen. Wie wird gendergerecht formuliert und welche Möglichkeiten haben Sie? Hier gibt es Antworten.
Inhalt: Gendergerechte Sprache
➥ Anstoß der Debatte: Das generische Maskulin
➥ Adieu generisches Maskulin?
➥ Kleine Geschichte gendergerechte Sprache
➥ Richtig gendern: Diese Möglichkeiten haben Sie
➥ Richtig gendern: Gibt es eine offizielle Empfehlung?
➥ Exkurs drittes Geschlecht
➥ Umfrage gendergerechte Sprache
➥ Gendergerechte Sprache: Pro und Contra
➥ Das geht zu weit: Grenzen gendergerechter Sprache
Anstoß der Debatte: Das generische Maskulin
Eigentlich eine gute Sache: Eine Bezeichnung (Studenten) wirkt geschlechtsübergreifend und meint eine Gruppe unterschiedlichen Geschlechts. Nämlich Mann wie Frau. Das generische Maskulin kürzt also die Bedeutung ab, spart Worte, Schreib- und Leseaufwand.
Allerdings werden dem generischen Maskulin Missverständnisse vorgeworfen: Sind damit alle Studenten (=Gruppe) oder nur männliche Studenten gemeint? Und überhaupt: Das führe doch dazu, dass Frauen in der Sprache unsichtbar sind. Diese Meinung hat eine hitzige Diskussion darüber ausgelöst, wie sich Sprache künftig gendergerecht ausdrückt. Es ist also an der Zeit, Alternativen zu suchen.
Adieu generisches Maskulin?
Vor allem in der Verwaltung scheint ein reges Interesse an gendergerechter Sprache zu herrschen. Nach und nach stellen Verwaltungsbetriebe das generische Maskulin ein und formulieren genderneutral. Dass das Thema aber nicht grundsätzlich neu ist, zeigt ein Blick in den historischen Abriss:
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Kleine Geschichte gendergerechte Sprache
Richtig gendern: Diese Möglichkeiten haben Sie
Bürger*innen, Student_innen oder gar Lehr_er_innen: Auf was sich einlassen? Auf geschlechtsneutrale Partizipien (Konsumierende / Kaufende statt Käufer), auf das Gendersternchen (Käufer*innen), auf Doppelnennungen (Käuferinnen und Käufer), auf das Binnen-I (KäuferInnen), auf den Schrägstrich (Käufer/-innen) …?
Hier sind Möglichkeiten, um gendergerecht zu schreiben: Damit Texte verständlich und lesbar bleiben. Und Frauen wie Männer im Text sichtbar sind.
Neutrale Form über Partizipien
Wenn Studentinnen und Studenten die Texte aufblähen, weichen Sie auf Partizipien im Plural aus. Dann wird daraus: Studierende. Das klappt auch gut mit Auswandernde, Autofahrende, Bewerbende. Doch nicht immer. Wie lässt sich Archivar genderneutral ausdrücken? Deshalb benötigt Sprache ohne Geschlechtsbezug weitere Möglichkeiten.
Neutrale Wortzusammensetzungen und neutrale Bezeichnungen
Die Nachsilben -person, -hilfe, -kraft, -leute, -teil, -ung machen Worte neutral:
- Arbeitskraft.
- Lehrkraft.
- Elternteil.
- Eheleute.
- Leitung.
Oder Sie suchen nach übergeordneten Begriffen, die keinen Rückschluss auf das Geschlecht zulassen:
- Team.
- Belegschaft.
- Gremium.
Besonders bemüht sind Behörden und Ämter. In Hannover und anderswo gibt es mittlerweile Empfehlungen für eine geschlechtsneutrale Verwaltungssprache. Ziel ist es, im Schriftverkehr genderneutral zu formulieren. In Niedersachsens Landeshauptstadt heißt das Rednerpult nun also Redepult, die Rednerliste wird zur Redeliste. Aus dem geplanten Wählendenverzeichnis, was bereits geschlechtsneutral wäre, wurde das Verzeichnis der Wahlberechtigten. Hier bringt der Genitiv eine lesbare und verständliche Lösung.
Funktion statt Person
Aus Geschäftsführer wird Geschäftsführung. Aus Mitarbeiter werden Angestellte.
Auf Adjektive ausweichen
- Aus Sicht der Ärzte ➙ Aus ärztlicher Sicht.
- Herausgeber ➙ Herausgegeben von.
- Der Rat der Kollegen ➙ Der kollegiale Rat.
Binnen-I
Die weibliche Form wird durch ein großgeschriebenes I an die männliche Form angehängt: MitarbeiterInnen. Jedoch liest es sich wie Mitarbeiterinnen, da beim flüchtigen Lesen das große I inmitten Worten stärker an die weibliche Form, wie die männliche erinnert.
Unterstrich
Der Unterstrich (auch Gender-Gap genannt) trennt im Wort Frau von Mann und bezieht gleichzeitig durch die Leerstelle auch alle mit ein, die sich weder als feminin, noch maskulin ansehen. Konsequent eingesetzt taucht der Unterstrich nicht nur im Substantiv (Mitarbeiter_in) auf, sondern auch im unbestimmten Artikel. Dann heißt es: ein_e Mitarbeiter_in.
Mehrzahl
Oft steckt die Lösung im Plural. Viele Wörter bezeichnen bereits geschlechtsneutral und sind im Sprachgebrauch üblich: Angestellte, Interessierte.
Schrägstrich
Um Frau wie Mann anzusprechen, lautet es mit dem Schrägstrich so: Bewerber/-innen bzw. Bewerber/innen. Beides ist in der Schreibweise laut Duden richtig, kommt jedoch langsam aus der Mode. Vorgeworfen wird dem Schrägstrich, die feminine Form würde als Anhängsel der maskulinen wirken.
Vollständige Paarform
Wer Reden schreibt (und hält), muss genderneutrale Sprache auf das gesprochene Wort hin prüfen. Viele Möglichkeiten scheiden dann aus. Bewährt haben sich hier die Paarform (Kolleginnen und Kollegen) oder die geschlechtsneutrale Bezeichnung (Mitarbeitende).
Gendersternchen
Das Gendersternchen ist als Versuch, via Satzzeichen alle Formen und Ausprägungen geschlechtlicher Identität unterzubringen, verhältnismäßig neu. Es wirkt eleganter als der Unterstrich und bezieht auch alle mit ein, die sich weder als Frau, noch Mann fühlen. Das Gendersternchen kommt aus der IT, wo es stellvertretend für alles steht.
Richtig gendern: Gibt es eine offizielle Empfehlung?
Nein. Der Rat für deutsche Rechtschreibung gibt (noch) keine Empfehlung für gendergerechte Sprache aus (Stand November 2018). Allerdings stellt der Rat Kriterien auf: Die Sprache für die Geschlechter müsse sachlich korrekt, verständlich, les- und vorlesbar sein, sowie Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewähren (mehr dazu im Sitzungsbericht der AG „Geschlechtergerechte Schreibung“).
Exkurs drittes Geschlecht
Dass Unternehmen in Stellenanzeigen mittlerweile nach m / w / d suchen, ist bekannt. Seit dem 01.01.2019 empfiehlt es sich, Jobtitel geschlechtsneutral auszuschreiben. Grund ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Es verlangt vom Geburtenregister die Möglichkeit auf Eintragung eines dritten Geschlechts (divers). Arbeitsrechtler*innen haben diese Rechtsprechung als Empfehlung auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) übertragen – seitdem gelten Stellenausschreibungen als AGG-konform mit den Kürzeln m / w / d.
Fortan richtet sich eine Anzeige also nicht mehr nur an Frau oder Mann, sondern auch an alle, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen. Das ist technisch machbar und verlangt keinen Aufwand.
Geschlechtsneutrale Anrede
Einen Schritt weitergedacht: Wie wird jemand angeredet, auf den weder Mann noch Frau passt? Mit Sehr geehrte*r Frau*Herr? Mit sehr geehrte an einer baldigen Zusammenarbeit interessierte Personen?“. Sehr geehrtes Enby? Es geht einfacher: Guten Tag Emilia Marthen. Damit beachten Sie die Interessen und formulieren neutral.
Schafft es das dritte Geschlecht auch in Texte?
(Hier) noch nicht. Anders in Schweden. Dort gibt es seit 2015 ein eigenes Pronomen. Es ist nachvollziehbar, dass „sie“ (schwedisch: hon) oder „er“ (schwedisch: han) nicht zu Menschen passt, die sich weder als Frau noch Mann bezeichnen. Und „es“ beschreibt eine Sache oder einen Gegenstand, aber kein menschliches Wesen. Also ist in Schweden „hen“ daraus geworden.
In Finnland gibt es seit jeher ein geschlechtsneutrales Personalpronomen; „hän“ steht für alle und alles.
Umfrage gendergerechte Sprache
Was mit der Sprache geschieht, ist den wenigsten Menschen egal. Das wird deutlich, wenn das Thema gendergerechte Sprache auf die Agenda kommt. Einige erachten die Diskussion als von weit hergeholt, andere finden sie überzogen oder gar lächerlich. Und andere Menschen sind kleinlich darauf bedacht, bis ins kleinste Detail zu gendern.
Die Meinungen dazu gehen zum Teil weit auseinander. Das zeigen auch Umfragen aus dem Jahr 2019 (zum Beispiel im Auftrag von t-online.de sowie dem Verein Deutsche Sprache). Deutlich über 60 % der Befragten hält demnach gendergerechte Sprache für überflüssig, jeweils um die 20 % für wichtig.
Gendergerechte Sprache: Pro und Contra
Pro | Contra |
Gleichberechtigung in der Sprache. | Nur durch Sprache kommt keine Gleichberechtigung. |
Macht das generische Maskulin überflüssig und hebelt die Meinung aus, mit der männlichen Form seien automatisch auch Frauen gemeint. | Im Alltag ist kein Platz, weil das gendergerechte Formulieren Sprache aufbläht. |
Macht Sprache deutlicher und spricht beide Geschlechter gezielt an. | Texte werden unlesbarer und unverständlicher, da mehr Worte ausgewertet werden müssen. |
Aus den Umfragen und den Contras geht auch eine Angst vor Veränderung und Neuem hervor. Allerdings unbegründet. Denn Sprache ist in Bewegung und passt sich an. An die Studierenden oder Bewerbenden haben wir uns mittlerweile gewöhnt und es ist eine Frage der Zeit, bis auch weitere Ausprägungen im Sprachgebrauch als gewöhnlich angesehen werden.
Das geht zu weit: Grenzen gendergerechter Sprache
Mit Krampf und Kampf sprachliche Kunstgriffe zu vollziehen, um irgendwie geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu inszenieren und umständliche Formulierungen zu schaffen.
✘ | Viel hilft viel? Im Gegenteil: Weniger ist mehr! Widerstehen Sie dem Zwang, doppelt zu moppeln. Bitte nicht zweimal pro Wort gendern: Verbraucherschützer ➙ Verbraucher*innenschützer*innen. |
✘ | In der Geschäfts- bzw. Grundordnung einiger Universitäten gelten seit geraumer Zeit Sammelbegriffe. Das ist gewöhnungsbedürftig, auch wenn damit Gendersternchen oder hölzerne Kunstworte überflüssig werden. Denn dort heißt es: Herr Professorin als geschlechtsübergreifende Bezeichnung. |
✘ | Das zu verwenden, was (noch) wenig verbreitet ist. Zum Beispiel Endungen auf x (Professx). Das wirkt nach Meinung von Genderforschern geschlechtsneutral, hat aber noch keine Anerkennung gefunden. Noch verwirrt es mehr, als dass es Frieden stiftet. |
✘ | Zu genderisieren, wonach in Suchmaschinen nicht gesucht wird: Die Mehrheit der Suchenden gibt zum Beispiel bei Berufsgruppen die maskuline Form ein. Wenn also Content genau nach diesem Schema optimiert und die Trefferliste mühsam erobert wurde, gibt es keinen Grund, diesen Rang leichtfertig abzugeben. |
Kurzum – auf den Punkt gebracht
Gendern geht noch weiter. Wer es korrekt und vollständig abbildet, bedenkt auch Abkürzungen in Titeln: Die weibliche Bezeichnung Frau Profession Müller wird dann in der Abkürzung zu Frau Profin Müller.
Falls die Suche nach einer genderneutalen Form stockt, ist die direkte Anrede auch eine Möglichkeit: Dann wird aus "Alle Kunden erhalten eine Überraschung" "Wir haben eine Überraschung für Sie".
Unsere Sprache ändert sich, unterliegt Einflüssen, wird angereichert und abgekürzt; und hat es letztlich doch überlebt. Unsere Sprache entwickelt sich (weiter). Deshalb betrachten Sie bitte diese Hinweise als Hilfsmittel und Anregung, jedoch nicht als starre Vorgabe. Die Tipps für eine gendergerechte Sprache bieten einen Überblick über mögliche Schreibweisen und zur Inspiration. Letztlich entscheiden Sie selbst, was in den Text kommt, und was nicht.
Übrigens: Auch das Texterseminar widmet sich dem Thema gendergerecht schreiben.
Update gendergerechte Sprache
Das Thema gendergerechte Ausdrucksweise ist nicht exklusiv auf den Text beschränkt. Auch in Bildern, Abbildungen, Icons oder Emojis taucht das Thema auf. Ganz konkret möchten wir das Beispiel im schweizerischen Genf nennen. Dort werden nun Verkehrsschilder gendergerecht: Den Anfang machen Verkehrszeichen an Zebrastreifen. Dort sind nun nicht mehr nur männliche Personen abgebildet, sondern auch Paare, Senioren, Frauen und Schwangere. Die Bilder und die vollständige Meldung gibt's bei Spiegel Online.
Aus dem Seminar: 6 Methoden für Ihren Text
Texten ist kein Hexenwerk, sondern Handwerk. Und erlernbar. Jede(r) kann es. Auch wir haben uns gefragt: Wie ist Texter-Wissen vermittelbar? In 2 Tagen? Damit unabhängig von der Vorkenntnis nach dem Texterseminar klare, präzise und verständliche Texte entstehen. Die Antwort: Eine Methodik, welche die typischen Anforderungen an Texter beachtet. In einem praktischen Baukasten-System.
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