Selten kommt ein Text ungeprüft davon: Entweder muss ihn eine andere Stelle absegnen, man selbst bittet den Kollegen um eine fachliche Einschätzung oder das interne Qualitätsmanagement befasst sich eingehend damit. Und das Warten beginnt: auf Rückmeldung, das Okay, Änderungswünsche oder kurz gesagt: Feedback.
Feedback kommt immer anders und neu verpackt daher. Mal kurz und knapp, mal ausschweifend, mal vernichtend, mal lobend, mal nichtssagend. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach fundierten und klar formulierten Ansagen: Wieso der Text krankt, wieso die Argumentation humpelt, wieso an Zielgruppen vorbeigeschrieben wird, oder: dass alles passt.
Eine Einschätzung gehört einfach dazu. Sie sichert ab und macht Texte besser. Denn wie oft sehen wir vor lauter Buchstaben den Text nicht mehr? Und übersehen Stilfehler, logische Sprünge und argumentative Schwächen? Feedback zum eigenen Text ist wertvoll. Und hilft, Fehler aufzudecken, ehe sie sich tief in den Text (und im eigenen Schreibstil) vergraben.
Feedback muss nicht an den fertigen Text gerichtet sein. Es hilft, auch „Zwischenstände“ an den Schreibtisch nebenan zu reichen. Ehe man sich in eine falsche Richtung festschreibt. Auch wenn es schwer fällt, Texte früh aus der Hand zu geben: Wagen Sie es – und lassen Sie prüfen.
Ehrlich. Fachlich fundiert. Auf den Punkt. Jedoch nicht per Informations-Stakkato, sondern mit den richtigen Worten formuliert. Denn Feedback heißt auch lernen, um Textfehler künftig zu vermeiden. Feedback-Gespräche sind ein wichtiger Teil im Lernprozess. Wie soll es der Kollege besser machen, wenn ihm die schroffe Anweisung „falsche Headline“, „unpassender Einstieg“ oder Ähnliches entgegengeschmettert wird? Eben! Hier kann nur auf gut Glück getauscht werden. Mehr (leider) nicht.
Feedback ist sachlich und klar formuliert. Feedback ist keine Diskussionsrunde. Und soll auch kein persönlicher Angriff sein oder zu einem werden. Das heißt für den Feedback-Geber: Ruhig und klar über den Text argumentieren – und nicht über den Verfasser urteilen. Denn der Texter muss erfahren, ob und an welcher Stelle der Text Missverständnisse hervorruft oder gar falsch verstanden wird. Für den Feedback-Nehmer: Zuhören und keine Rechtfertigungs-Orgie starten. Noch besser, wenn er dem Feedback-Geber die Rolle des Testlesers zuspricht – und in ihm eine ehrliche und kompetente Testperson sieht, die Anmerkungen zugunsten des Textes gibt.
Auch wenn hier zwei Meinungen aufeinander treffen, sind persönliche Befindlichkeiten tabu. Nicht über den Autor, sondern über den Text sprechen! Das gilt auch für das Feedback: Es ist vorwurfsfrei. Kommt aber der Feedback-Geber zum Schluss, dass grundsätzliche Elemente im Text wiederholt missachtet werden, muss grundsätzlich darüber nachgedacht werden: Ist die Aufgabe klar gestellt? Ist das Briefing eindeutig? Fehlen wichtige Informationen bei Projektstart? Ist der Verfasser für die Aufgabe geeignet?
Natürlich ist es für den Feedback-Geber immer einfacher, die Schwachstellen im Text ausfindig zu machen: denn Negatives sehen wir immer vor Positivem. Aber: das beste Feedback kommt immer noch gut verpackt daher. Es zeigt nicht nur die Schwächen auf, sondern lobt auch gelungene Textstellen. Verbesserungs-Vorschläge werden eher angenommen, wenn das Feedback-Gespräch auch positive Aspekte hervorhebt. Die sogenannte „Sandwich-Theorie“ sagt: Negative Kritik wird von zwei positiven Schichten ummantelt.
Nur wer weiß, aus welchem Grund etwas getan wird, versteht. Und wird Texte entsprechend ausrichten. Ein einfaches Beispiel: Wenn der Text unverständlich ist, ist der Ausruf „das versteht niemand“ fehl am Platz. Ergänzt der Feedback-Geber mit „die Sätze sind zu lang“ wird schon klarer, was getan werden muss.