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Egal ob bei Spar-Dividenden, PDF-Reflows oder Micropayments, Fremdwörter begleiten den Alltag des Texters. Doch wann ist ein Fremdwort ein Fremdwort? Wann kann man es ersetzen und wann nicht? Und was hat das mit der Zielgruppe zu tun? Die Antworten finden Sie im Textertipp.
Was ist ein Fremdwort? Der Duden sagt, ein Fremdwort ist ein "aus einer fremden Sprache übernommenes oder in der übernehmenden Sprache mit Wörtern oder Wortteilen aus einer fremden Sprache gebildetes Wort."
Bereicherung für die Sprache?
Die Geschichte des Fremdwortes ist lang. Durch den Kontakt mit anderen Völkern wurden schon immer neue, fremde Wörter in die eigene Sprache aufgenommen. Je nach Ausrichtung der Wirtschaft und des Handels kamen sie aus verschiedenen Sprachen. Beispielsweise wurden im 17. und 18. Jahrhundert vor allem Wörter aus dem Französischen entlehnt. Zu diesen zählen unter anderem Bouillon und Depesche, aber auch Minister, Garderobe und Kompliment.
Heute sind es vor allem Begriffe aus dem Englischen: Bestseller, Teenager und Pullover sind nur einige davon. Diese werden immer schneller aufgenommen, aber auch wieder fallengelassen. Gerade in Mode (und 2013 auf Platz 4 der Anglizismen des Jahres): "Selfie". Zugegeben: Anfangs machte der Begriff noch stutzig. Heute ist klar, dass das ein Selbstportrait via Smartphone ist. Aber wie ist es bei shapewear (für formende Unterwäsche) oder shaving lotion (für Rasierwasser)?
Wie würden Sie es sagen? Wenn Sie "Selfie" in den Sprachgebrauch aufnehmen, schaffen es die Begriffe shapewear und shaving lotion ebenso? Suchen Sie in Gedanken nach dem Rasierwasser oder doch schon nach der shaving lotion? Wozu es führt: Zu Verständigungsproblemen und Verständnisproblemen. Das sehen übrigens auch einige Modemacher so und fügen hinzu, dass shapewear eine perfekte Figur zaubert. Schon besser, wenn mittels Vorteil der Begriff näher gebracht wird.
Die Zielgruppe ist entscheidend
Der Einsatz des Fremdwortes muss überlegt sein. Denn ein Fremdwort kann die Möglichkeiten etwas auszudrücken nicht nur erweitern, sondern auch verkleinern. Dies geschieht, wenn das Wort dem Leser unbekannt ist. Er wird aus der Gruppe der Verstehenden ausgeschlossen. Dadurch empfindet er beim Lesen kein Vergnügen, sondern Ablehnung.
Deshalb sollte man sich Gedanken zum Wortschatz der Zielgruppe machen. An wen richtet sich mein Text? Wie sind Bildungsgrad und Hintergrund? Ist das Wort gebräuchlich und verständlich?
Schreiben Sie an eine bestimmte Personengruppe, beispielsweise Ärzte, sollten Sie natürlich Fachausdrücke und Fremdwörter aus dem medizinischen Bereich verwenden. Fehlen sie in dieser Situation, wird der Leser den Text als oberflächlich und nicht relevant ansehen. Aber beachten Sie: damit der der Text einprägsam bleibt, sollte der Satzbau einfach sein, wenn Sie viele Fremdwörter (oder: so viel wie notwendig) verwenden.
Die Gebräuchlichkeit des Fremdwortes ist besonders wichtig. Ein Wort, das niemand kennt, kann keine Aufmerksamkeit erzeugen. Denn Bekanntes wird vom Gehirn positiver aufgenommen und prägt sich besser ein als Fremdes! Also: Was absolut nicht gebräuchlich ist, hat im Text nichts zu suchen.
Auch die Leistung, die ein Wort erbringen kann oder soll, ist entscheidend. Trifft das Fremdwort die Aussage besser, kann es natürlich verwendet werden. Oft täuschen diese aber Tiefsinn vor, wo keiner vorhanden ist. Sie versprechen etwas, das der Text nicht hält.
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Weitere Ansätze ...
1. Ausdruck: Oft möchten wir etwas ausdrücken, das scheinbar durch kein deutsches Wort verdeutlicht werden kann. Fragen Sie sich: Ist eine Umschreibung nicht sogar ein Gewinn für die Verständlichkeit?
2. Menge: Finden sich zu viele Fremdwörter in einem Text, kann der Leser nicht mehr folgen. Deshalb verliert er das Interesse am Text oder sogar am Produkt. Merke: Eine Aneinanderreihung zu vieler unbekannter Wörter oder Ausdrücke macht es Lesern schwerer, dem Text bzw. der Textaussage zu folgen.
3. Verständlichkeit: Kann jeder meinen Text verstehen? Die Verständlichkeit steht im Vordergrund! Ein wirklich verstandener Sachverhalt braucht keine Fremdwörter und überladenen Formulierungen. Wenn man von etwas überzeugt und begeistert ist, kann alles mit gebräuchlichen Ausdrücken, also kurz und einfach, dargestellt werden.
Kurzum – auf den Punkt gebracht
Fremdwörter bieten viele Möglichkeiten, aber auch Gefahren. Die Verständlichkeit muss bei der Verwendung im Vordergrund stehen. Im schlimmsten Fall wandert der Text, weil nicht lesbar, in den Papierkorb. Deshalb sollten Sie immer die Zielgruppe im Blick haben. Und vor allem wissen, welche Wörter sie verwendet. Und von welchen sie sich angesprochen fühlt.
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